Die magische Musik der Welt

Feuerstimmen: Roman - Christoph Hardebusch

Die einfallsreiche Welt zog mich schnell in ihren Bann. Mir gefiel, dass hier bis ins kleinste Detail alles stimmig und durchdacht erscheint: nicht nur die Geographie des Landes, die Politik oder das Magiesystem, sondern auch Dinge wie Sternbilder, Essen, Kleidung, Mythen und Sagen. Erst, wenn eine Welt in sich schlüssig und glaubhaft ist, kann ich so richtig in die Geschichte eintauchen und mich auch auf die fantastischen Aspekte einlassen, und das machte der Autor mir sehr einfach.

 

Christoph Hardebusch bringt viele interessante Ideen ein, die man so nicht in jedem zweiten Fantasybuch liest. Originell fand ich zum Beispiel, dass es hier abgesehen von den vier üblichen Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft noch das Element der Harmonie gibt, das dazu bestimmt ist, die anderen vier zu einen und zu unterstützen, und dass jedes dieser Elemente von einem Drachen verkörpert wird. Darüber hinaus liegt auch in der Musik, die allen Dingen innewohnt, die aber nur wahre Barden wahrnehmen können, eine ganz eigene Magie.

 

Die Handlung ist überwiegend sehr spannend umgesetzt, mit vielen rasanten Kampfszenen, die der Autor so packend und wortgewaltig beschreibt, dass man sie quasi vor sich sehen kann! Allerdings gab es für mich auch ein paar Durststrecken, in denen die Geschehnisse mir zum Teil etwas vorhersehbar erschienen. Das liegt aber sicher vor allem daran, dass die beiden wichtigsten Charaktere der Geschichte, Aidan und Elena, eben eine klassische Heldenreise antreten, wie sie in vielen Fantasybüchern vorkommt.

 

Aidan halte ich für einen sehr lebendigen, glaubhaften Charakter. Pfiffig, frech und manchmal respektlos, aber auch liebenswert und im tiefsten Herzen selbstlos. Er war mal ein großer Sänger, bekannt und verehrt, aber dann geschah etwas, wodurch er große Schuld auf sich lud. Dieser Zwiespalt machte ihn für mich umso interessanter, und dadurch gewann er meines Erachtens auch an emotionaler Tiefe. Er sträubt sich dagegen, ein Held zu sein, und doch ist es ihm vorherbestimmt.

 

Seinen besten Freund Revus habe ich auch direkt ins Herz geschlossen, denn es ist einfach rührend, mit welch bedingungsloser Freundschaft er an Aidan hängt. In meinen Augen ist ganz wunderbar, dass die Freundschaften in diesem Buch so wunderschön und wichtig sind wie die Liebesgeschichte!

 

Aidan und Revus sind beileibe keine Heiligen. Sie haben in der Vergangenheit so manche Gaunerei begangen, gehören jedoch trotzdem unbestreitbar zu den Guten. Ich fand großartig, wie sie sich im Laufe der Geschichte entwickeln!

 

Einen Großteil dieser Geschichte sehen wir durch Elenas Augen. Sie ist eine junge Königin der Gesegneten Inseln, die sich auf eine Queste begibt, um ihr Königreich zu retten. Sie war mir sympathisch, aber manchmal ein wenig zu perfekt: sie ist schön, mutig, selbstlos, intelligent, charismatisch, eine exzellente Kämpferin... Genau wie Aidan muss sie viele gefährliche Situationen bestehen, aber im Gegensatz zu ihm erlebt sie in meinen Augen keine große innere Wandlung, und das hat mir einfach gefehlt. Sie ist meines Erachtens am Ende der Geschichte immer noch der gleiche Mensch, der sie am Anfang war.

 

Ihre Leibwächterin Kaleona empfand ich als ein wenig blass. Sie ist Elena treu ergeben, aber über diese bedingungslose Treue hinaus habe ich nicht den Eindruck, sie wirklich kennengelernt zu haben. Dennoch würde ich sagen, dass die Freundschaft der beiden Frauen mich berührt hat.

 

Die Liebesgeschichte ist an sich schön und romantisch geschrieben, dennoch tat sie sich schwer damit, mich zu überzeugen - der Funke sprang für mich einfach nicht so recht über.

 

Der Schreibstil ist oft sehr humorvoll, was mir gut gefiel - ich liebe es, wenn Fantasy sich nicht immer so ernst nimmt, sondern auch etwas zum Lachen bietet! Der Autor beherrscht aber durchaus auch die ernsteren Tonarten. Ich fand den Schreibstil sehr ansprechend: wortgewaltig, bunt und lebhaft. Nur manchmal war mir die ein oder andere Formulierung etwas zu dramatisch, oder eine Passage enthielt für meinen Geschmack zu viele gehäufte Adjektive, aber im Großen und Ganzen war ich sehr angetan von der Erzählstimme.

 

Das Ende fand ich leider eher enttäuschend. Es bot meiner Meinung nach keine großen Überraschungen, driftete dafür aber ein wenig in den Kitsch ab. Ehrlich gesagt konnte ich mir eine Szene fast in einem Disneyfilm vorstellen...

 

Fazit:
Drachen, Seeteufel, Bardenmagie und uralte Prophezeiungen - das Buch hat viele interessante, originelle Ideen zu bieten! Die Geschichte ist meist rasant, mit vielen Kampfszenen, hatte aber für mich dennoch die ein oder andere Spannungsflaute. Die Charaktere haben mich zum Teil begeistert, zum Teil eher kaltgelassen, daher konnte mich die Liebesgeschichte auch nicht uneingeschränkt überzeugen. Der Schreibstil hat mich dagegen vollkommen überzeugt, und das Buch hat mir trotz eines in meinen Augen unbefriedigenden Endes im Großen und Ganzen Spaß gemacht und mich gut unterhalten.

Quelle: http://mikkaliest.blogspot.de/2016/03/feuerstimmen-von-christoph-hardebusch.html