Gib mir meinen Stern zurück

Gib mir meinen Stern zurück - Amanda Frost Das Cover ist ein echter Hingucker! Wenn ich nur anhand des Titelbilds das Genre hätte erraten sollen, hätte ich wohl auf ChickLit getippt - Mode, Liebe und typische "Frauenthemen", vielleicht mit einer Prise Humor. Auf eine aberwitzige Science-Fiction-Parodie mit einer guten Dosis Erotik wäre ich im Leben nicht gekommen! Denn genau das ist "Gib mir meinen Stern zurück".

Da Erotik-Chicklit-Science-Fiction (bisher) alles andere als ein ausgelutschtes, vielbeschriebenes Genre ist, bekommt das Buch auf jeden Fall Pluspunkte für Originalität - auch, wenn es mich am Anfang ein wenig an den Film "Good Vibrations" erinnert hat. Aber es gibt doch mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten.

Ja, wo soll ich anfangen... Vielleicht sollte ich direkt etwas ansprechen, was mich an dem Roman leider gestört hat. Und das war die grundlegende Glaubwürdigkeit, die sich bei mir partout nicht einstellen wollte. Ja, es ist eine Parodie, die man auf keinen Fall zu ernst nehmen sollte, aber für mich sollte auch eine Parodie in sich schlüssig sein - und das war sie für mich leider nicht.

Es waren viele kleine Dinge, die meinen Lesefluss immer wieder blockiert haben. Ob das jetzt die Tatsache ist, dass die Außerirdischen, die auf einem fremdartigen Planeten leben und deren Sprache mit Walgesang verglichen wird, allesamt ganz normale irdische Namen wie David oder Rafael haben, oder dass sie ebenfalls Dinge wie Fußball, Origami oder Polo kennen... Sie kamen mir vor wie ganz normale Menschen, die es zufällig auf eine Welt mit roten Sonnen und grünem Himmel verschlagen hat! Ich denke, es ist auch und vor allem Geschmacksache, ob man gerade diesen Widerspruch witzig findet oder nicht - man muss sich ja nur die Rezensionen anschauen um zu sehen, dass viele Leser vollends von diesem Buch begeistert waren!

Ich hätte einfach lieber über wirklich fremdartige Wesen mit einer komplett einzigartigen Kultur gelesen, und dabei hätte der Humor dann ja aus dem unvermeidlichen Kulturschock entstehen können... Das ist meiner Meinung nach aber wirklich eher eine Frage der persönlichen Präferenz als ein Mangel des Buches.

Was ich mich auch immer wieder gefragt habe: warum muss es ausgerechnet Angelina sein? Ja, sie ist extremst gutaussehend, aber es gibt Millionen gutaussehender Frauen auf der Erde, und ein ordentlicher Prozentsatz davon sind dem Kinderkriegen nicht so militant abgeneigt wie Angelina. Ganz abgesehen davon, dass sowieso schon ein Außerirdischer von Rafaels Planeten auf der Erde lebt und die ganze Mission damit eigentlich komplett überflüssig ist...

Rafael wurde mir schon nach kurzer Zeit zunehmend sympathisch: er ist kein perfekter Held, er stellt sich manchmal goldig blöd an, und im Großen und Ganzen ist er einfach liebenswert wie ein übereifriger, tollpatschiger Welpe. Richtig erotisch fand ich ihn dadurch allerdings eher selten... Mein männlicher Lieblingscharakter ist David, der Star-Zauberer, dessen Name nicht zufällig an eine reale Person erinnert. Er hatte für mich deutlich mehr Sex-Appeal!

Valerie ist eine interessante Protagonistin. Sie war früher mal Stuntfrau und ist auf jeden Fall eine starke Persönlichkeit und dabei liebenswert und glaubhaft. Angelina dagegen ist eine richtige Zicke, die nur an sich selber denkt - da tat mir Rafael richtig leid, dass er ausgerechnet sie verführen soll!

Die Erotikszenen sind zahlreich und zum Teil recht explizit. Leider hat mich in ein paar Szenen gestört, dass die Frauen direkt aus einem Softporno entsprungen scheinen, mit High Heels, knallroten Lippen und aufreizender Kleidung. Auch der Schreibstil ("Ich will es hart und brutal!") vermittelte für mich manchmal diesen leicht pornographischen Eindruck! Die Romantik zwischen Valerie und Rafael fand ich persönlich ansprechender als die Erotik.

Was Spannung und Tempo betrifft: viele Entwicklungen kann man sich einfach schon denken, und auch das Ende ist keine wahre Überraschung. Aber das Buch ist ja auch kein Krimi oder Thriller, und daher war das für mich ok - hier war für mich eher der Weg das Ziel, und insofern war für mich wichtiger, ob sich das Buch flüssig, unterhaltsam und angenehm lesen lässt! Und das tat es, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase. Der Schreibstil ist locker-flockig und witzig, und es gibt viele kleine, augenzwinkernde Seitenhiebe auf unsere Popkultur - wie z.B. das Dschungelcamp. Vieles fand ich zum Schmunzeln oder sogar Lachen, andere Witze fielen für mich eher flach; manchmal war es mir einfach ein bisschen zu viel des Guten!

Schade fand ich, dass der Schreibstil immer gleich "klingt", egal, ob wir die Geschehnisse gerade aus Sicht eines Außerirdischen oder eines Menschen sieht. Er ist immer sehr umgangssprachlich, war für mich auch dazu beitrug, dass mir jegliches Gefühl für die Fremdartigkeit der Sirianer abging - ich hätte es schön gefunden, wenn ein Teil der normalen Sprichwörter durch exotisch klingendere ersetzt worden wären!

Wie oben schon erwähnt, meine Probleme mit dem Buch lagen meines Erachtens vor allem daran, dass es einfach nicht meine Kragenweite ist. Man kann nicht alles mögen, und 91 begeisterte Rezensionen auf Amazon sprechen eine deutliche Sprache: das Buch hat viele Leser begeistert!

Fazit:
Mich hat diese Mischung aus Science Fiction, Erotik, ChickLit und Parodie leider nicht begeistert - aber das ist größtenteils Geschmacksache, und deshalb würde ich jedem interessierten Leser empfehlen, sich einfach mal die Leseprobe durchzulesen.