Herzblut - Wenn die Nacht stirbt

Herzblut - Wenn die Nacht stirbt - Melissa Darnell Der Klappentext ist zum Teil schlichtweg irreführend. Ich frage mich nach Lesen des Buches, was diese uralte Macht sein soll, von der hier gesprochen wird? Oder die Verbindungen, die stärker sind als Liebe? Und ich kann mich auch an keine Szene erinnern, in der Savannah und Tristan im Mondlicht tanzen... Habe ich das alles überlesen?

Aber die gute Nachricht: das ist eigentlich egal, denn das Buch hat mir sehr gut gefallen! Und das nicht nur wegen des wunderschönen Covers, obwohl sich das wirklich hübsch im Regal macht... Für mich hat sich die Herzblut-Reihe von Band zu Band deutlich gesteigert, und das lag unter Anderem am Schreibstil. Fand ich ihn im ersten Band noch eher mittelmäßig und im zweiten schon viel ansprechender, hat er mich in diesem vollkommen überzeugt. Die Dialoge sind stimmig, die Beschreibungen bildreich, und alles liest sich einfach viel glatter. Souverän geschrieben!

Originalität ist leider kein Kriterium, mit dem dieses Buch punkten kann: Vampire, Hexen, Gestaltwandler und eine junge Liebe, die unter einem schlechten Stern steht und die beiden Liebenden in Gefahr bringt... Das ist an sich nichts Neues. Manche Szenen und Geschehnisse haben mich an andere Bücher des Genres erinnert, wie die Twilight-Reihe oder die Sookie-Stackhouse-Bücher von Charlaine Harris. Womit ich nicht sagen will, dass hier abgekupfert wurde - nur, dass ich nie das Gefühl hatte, etwas völlig Neues zu lesen.

Dafür war das Buch für mich viel spannender als die letzten beiden Bände! Im ersten Teil des Buches erleben wir mit, wie Tristan, der gerade erst zum Vampir gemacht wurde und dabei seine Erinnerungen verloren hat, sowohl mit seinem Blutdurst kämpft als auch mit seinem Jagdinstinkt, der ihm sagt, dass Menschen nur Nahrung sind... Für Savannah ist das natürlich auch eine schwere Zeit, denn sie ist sich nicht sicher: ist das noch der Tristan, den sie liebt? Und nach diesem schon sehr interessanten Einstieg in die Geschichte schrauben sich das Tempo und die Spannung immer mehr nach oben, während die Feindseligkeiten zwischen Hexen und Vampiren immer bedrohlicher werden - und Tristan einen furchtbaren Verlust erlebt, der ihn verändert. Dieser Band hat deutlich mehr Action als die Vorgänger, und ich hatte den Eindruck, dass generell viel mehr passiert und wir viel mehr über die Hintergründe der Hexen und Vampire erfahren.

Dennoch kommen auch die Charaktere und deren Gefühle, Ängste und Hoffnungen nicht zu kurz, und deren Beziehungen untereinander wird viel Raum gegeben. Tristan und Savannah geraten in einen Konflikt, weil Tristan nach dem erwähnten schweren Verlust nur noch auf blutige Rache sinnt. Er ist besessen von diesen Gewaltfantasien und plant kaltblütig den Mord an demjenigen, der ihm das angetan hat. Savannah versucht ihm klarzumachen, dass ihn diese Besessenheit verändert und dass er sich damit auf eine Stufe stellt mit dem Mann, den er töten will - und das führt zu beinahe unüberwindlichen Differenzen zwischen Tristan und Savannah. Ich konnte Tristan einerseits verstehen, aber andererseits hat mich seine Besessenheit genauso abgestoßen wie Savannah. Und er wird zum Teil wirklich zu einem unerträglichen Fiesling, der Savannah auch schonmal "Idiotin" nennt!

Schade fand ich, dass Savannah später im Buch beinahe selber ihre Prinzipien über Bord wirft und nach dem Tod des gleichen Mannes giert, und das aus weniger triftigen Gründen als Tristan... Wie sich das auflöst, das will ich hier noch nicht verraten, aber ich fand es im Endeffekt glaubhaft und gut gelöst. Gut fand ich, dass sie in diesem Buch stärker und unabhängiger auftritt als in den letzten beiden Bänden - und richtig gut fand ich, dass sie trotz allem, was vor sich geht, fest entschlossen ist, die Schule nicht aufzugeben!

In diesem Buch lernen wir Savannahs Eltern besser kennen, und beide waren mir auf ihre Art und trotz ihrer Schwächen und schlechten Eigenschaften sympathisch. Auch Tristans hochschwangere Schwester Emily spielt eine größere Rolle, und sie kann manchmal unglaublich nervig und zickig sein... Aber das liegt einerseits sicher daran, dass sie schwanger mit einem Halbvampir ist und nicht weiß, was sie erwartet und wie sie damit klarkommen soll, und zum Anderen daran, dass Tristan, Savannah, ihre Eltern und Emily über lange Zeit hinweg auf engstem Raum zusammenleben müssen und das schnell zu Beklemmungen, Spannungen und Hüttenkoller führt. Und auch Emily wuchs mir im Laufe des Buches ans Herz.

Die Romantik nimmt hier erstaunlicherweise weniger Raum ein als in den ersten beiden Bänden! Dabei könnten Savannah und Tristan ja jetzt, wo sie einander ohne Gefahr küssen und berühren könnten, eigentlich glücklich sein... Aber die oben erwähnten Differenzen ziehen sich über Monate hinweg, in denen die beiden kaum miteinander reden, geschweige denn kuscheln oder mehr. Ich denke, das wird manche Leser schwer enttäuschen, aber ich fand es eher gut, dass hier mal gezeigt wird, wie man nach der ersten Verliebtheit eben auch mal Beziehungsprobleme haben kann und dann daran arbeiten muss - und Tristan und Savannah haben es mit drastisch schwerwiegenderen Problemen zu tun als die meisten Pärchen.

Im Ganzen las sich das Buch für mich irgendwie reifer, erwachsener als die ersten beiden Bände.

Nur gelegentlich fehlte mir in ein paar Szenen die Logik. Zum Beispiel sind Savannah, Tristan und Savannas Mutter schon seit Monaten miteinander unterwegs, in einem Pickup mit Wohnwagenanhänger - und Tristan ist völlig überrascht, als der Hund der Mutter ihn ins Bein beißen will, obwohl immer wieder erwähnt wurde, dass der Hund Vampire hasst und durchdreht, wenn er einen riecht. Das muss Tristan doch mal mitbekommen haben? Oder eine Szene, in der Savannah & Co zu einer Vampir-Tanzveranstaltung eingeladen sind, aber ablehnen, sich die Vorstellung anzusehen, weil die Zeit aus schwerwiegenden Gründen drängt... Aber dann lässt Savannah sich mal eben noch schnell eine Choreographie beibringen, was auf mich eher als Vorwand wirkte, um nochmal zu beschreiben, wie graziös und elegent und wunderschön Savannah ist.

Fazit:
Wer die ersten beiden Bände mochte, wird sicher auch den dritten mögen! Mir hat er sogar besser gefallen - er war für mich spannend und gut geschrieben, und er las sich reifer und erwachsener, was der Geschichte meiner Meinung nach gut tut.