Light & Darkness

Light & Darkness - Laura Kneidl Pro:
Das Cover strotzt vielleicht nicht gerade vor Originalität, und fleißigen Jugendbuchlesern wird das abgebildete Pärchen vielleicht bekannt vorkommen, denn es ziert auch die Cover anderer Bücher... Aber es ist ansprechend und ästhetisch und passt wunderbar zum Inhalt.

Apropros Originalität: zwar gibt es inzwischen einige Bücher, in denen paranormale Wesen kein Geheimnis mehr sind, aber Laura Kneidl hat sich mit dem Delegiertensystem etwas ganz Neues einfallen lassen. Die Delegierten sind sozusagen die Vermittler zwischen Menschen und paranormalen Wesen, und sie werden sorgfältig schon sehr jung auf diese Aufgabe vorbereitet. Da romantische Beziehungen zwischen dem Delegierten und seinem Wesen verboten sind, ist es ebenso eine Regal, dass jeder Delegierte ein Wesen des gleichen Geschlechts zugeteilt bekommt. (Da wurde Homosexualität anscheinend nicht bedacht!) Aber im Falle von Light gab es einen folgenschweren Fehler bei der Erfassung der Daten, und so kommt es, dass sie entgegen aller Regeln ein männliches Wesen zugeteilt bekommt. Was sich daraus ergibt, ist vielleicht nicht mehr ganz so originell, aber trotzdem unterhaltsam zu lesen...

Kann und wird Light sich mit Dante arrangieren? Wird sie ihn entgegen aller Regeln als ihr Wesen behalten dürfen? Das bleibt lange spannend, und natürlich gibt es noch ganz andere Verwicklungen und Gefahren, wie z.B. die Tatsache, dass Dantes Vater der Drahtzieher einer Widerstandsorganisation ist, die auch vor Entführungen und Gewalttaten nicht zurückschreckt.

Light entspricht ganz ihrem Namen: sie ist ein liebes, durch und durch gutes, selbstloses und pflichtbewusstes Mädchen. Nur selten wird sie mal gereizt und laut, und manchmal war sie mir fast ein wenig zu sehr eine Lichtgestalt. Dante dagegen kam mir nicht halb so dämonisch vor, wie sein Name es erwarten lassen würde. Am Anfang kündigt er großmäulig an, Light "brechen" zu wollen, aber tatsächlich halten sich die Szenen, in denen er wirklich gemein, hinterhältig und eben dämonisch ist, eher in Grenzen. Schon relativ schnell war für mich klar, dass hinter dem Bad-Boy-Image eigentlich ein ziemlich netter Typ steckt, was an sich schon ein Klischee ist, aber ich mochte ihn dennoch sehr gerne.

Mir war direkt klar, dass die beiden bestimmt ein süßes Pärchen abgeben würden, und so war es dann auch... Ich fand die Dosis Romantik, die die Autorin diesem Buch mitgibt, genau richtig - nicht ZU kitschtriefend aber dennoch ein wichtiger Teil des Buches.

Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen, flüssig und unterhaltsam und ohne Stolpersteine. Dabei steigert er sich deutlich im Laufes des Buches! Auch der Humor kommt nicht zu kurz, auch wenn es an sich kein lustiges Buch ist. Aber es gab für mich genug Szenen, in denen ich schmunzeln musste.

Kontra:
So originell das Delegiertensystem ist, so vorhersehbar sind andere Aspekte des Buches, wie z.B. die Tatsache, dass Light und Dante sich natürlich voneinander angezogen fühlen werden. Auch der Schurke, der bedrohlich im Hintergrund agiert, ist keine Offenbarung, aber trotzdem fand ich das Buch relativ unverbraucht und neu.

Manche Dinge werden für mich nicht wirklich zufriedenstellend aufgeklärt - mehr kann ich hier nicht sagen, ohne zu spoilern! -, während andere sich zu glatt und problemlos in Wohlgefallen auflösen. Ich konnte nicht immer nachvollziehen, warum die Charaktere so handeln, wie sie handeln.

Ich hätte gerne wesentlich mehr über das Delegiertensystem erfahren (ich habe mich die ganze Zeit gefragt - wer bezahlt das eigentlich alles?), und generell darüber, wie die Welt in der Zukunft funktioniert.

Zusammenfassung:
Wer gerne locker-leichte Romantasy-Bücher liest, für den ist "Light & Darkness" meiner Meinung nach genau das Richtige, und dabei ist es wesentlich weniger klischeebehaftet als viele Bücher des Genres. Die Autorin hat einen beeindruckenden Erstling abgeliefert!