Days of Blood and Starlight: Zwischen den Welten

Days of Blood and Starlight: Zwischen den Welten - Laini Taylor Pro:
Ich habe "Daughter of Smoke and Bone" geliebt und den zweiten Teil daher mit enorm hohen Erwartungen und der leichten Furcht, dass diese enttäuscht werden könnten, aufgeschlagen. Jetzt ist die letzte Seite gelesen, das Buch wieder zugeschlagen, und ich kann nur sagen: ich bin überwältigt, von Enttäuschung keine Spur.

Das Buch ist düsterer, grausamer und oft auch gewalttätiger als der erste Band. Die Charaktere, die wir schon kennen, haben sich entwickelt und verändert, oft drastisch, zum Guten wie zum Schlechten - aber immer schlüssig und glaubhaft, auch wenn sie falsche, fatale Entscheidungen treffen bei denen man am Liebsten in das Buch hineingreifen und sie schütteln würde. Eine Vielzahl von neuen Charakteren wird eingeführt, die für mich alle nach kürzester Zeit schon so lebendig waren, dass es mir fast körperlich weh tat, wenn ihnen Schlimmen widerfuhr. Und das kam öfter vor.

Denn schon im ersten Band herrschte Krieg, aber im zweiten ist der Krieg allgegenwärtig. Auch wenn "Days of Blood and Starlight" ein Fantasy-Roman ist - die Botschaft, die einem die Geschichte gnadenlos immer und immer wieder entgegenschreit, ist eine, die auch in unserer realen Welt eine fundamentale Wahrheit ist: Krieg ist ein hässlicher Moloch, der nichts als Zerstörung und Leid mit sich bringt und der alles vergiftet. Selbst wenn es am Anfang vielleicht klar definierte Fronten gab - diese Seite ist gut, diese Seite ist böse -, verwischen sie sich im Krieg, wenn beide Seiten ihre Menschlichkeit opfern, um den Sieg zu erringen.

Für mich war das oft schwer zu ertragen, aber auch in den trostlosesten Kapiteln blieb immer ein Funke Hoffnung, dass der Traum vom Frieden, den Karou und Akiva einst geträumt haben und an den auch Brimstone geglaubt hat, sich doch noch erfüllen kann, erfüllen MUSS...

Ich habe etwa 50 Seiten gebraucht, in die Geschichte einzutauschen, aber dannach hat sie mich nicht mehr losgelassen. Die Handlung ist unglaublich vielschichtig, dabei aber so gut geschrieben, dass ich trotz der Vielzahl an Charakteren nie den Faden verloren habe. Der Schreibstil ist wieder phänomenal, bildlich und mitreißend und manchmal beinahe poetisch... Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin kunstvoll mit meinen Emotionen spielte wie Zuzane mit ihren Marionetten.

Das deutsche Cover ist wunderschön, geheimnisvoll und exotisch.. Mir gefällt sehr, dass das Auge des Mädchens subtil glänzt, so dass es richtig lebendig wirkt. Und wenn man den Schutzumschlag entfernt, sieht man das gleiche Motiv darunter nochmal als Zeichnung. Das ist wirklich mal ein liebevoll gestaltetes Buch!

Kontra:
Ihr habt sicher schon gemerkt, dass das Buch mich unglaublich begeistert hat - da fällt es mir schwer, etwas zu finden, was mir nicht gefallen hat.

Das Buch endet in einem gemeinen Cliffhanger - die Art von offendem Ende, bei der man den Rechner anschmeisst, um nachzugucken, wann der nächste Band erscheinen wird... (Im April 2014 kommt der dritte Band auf englisch.) Aber ist das wirklich ein Kontra, oder eher ein Beweis, wie sehr einen das Buch packt?

Wie schon erwähnt, waren die Trostlosigkeit, die Verzweiflung und die endlosen Grausamkeiten des Krieges manchmal schwer zu ertragen - oft habe ich mir gewünscht, dass jetzt bitte, bitte etwas Positives passieren soll! Aber andererseits gibt es durchaus Szenen leiser Hoffnung, und mehr als das wäre wahrscheinlich unglaubhaft und aufgesetzt erschienen.

Die Liebesgeschichte tritt in diesem Band eher in den Hintergrund, aber das fand ich gar nicht so sehr störend - nach den Ereignissen des letzten Bandes wäre es unrealistisch gewesen, wenn die Liebe zwischen Akiva und Karou einfach ungetrübt und unverändert weiter bestanden hätte.

Zusammenfassung:
Wer den ersten Band mochte, wird sicher auch vom zweiten nicht enttäuscht werden. Und wer den ersten Band nicht gelesen hat - warum nicht?! Ich kann nur empfehlen, das ganz schnell nachzuholen.