Originelle Mischung aus historischer Fantasy, Krimi und homoerotischer Liebesgeschichte

Hexbreaker - Jordan L. Hawk

Erstmal zwei Hinweise: 1.) Das Buch ist zum Zeitpunkt dieser Rezension noch nicht auf deutsch erschienen. 2.) Es enthält detailliert beschriebenen einvernehmlichen Sex zwischen zwei Männern.

Nur noch ein Kapitel!

Das dachte ich mir kurz nach Mitternacht. Einen Wimpernschlag später war es auf einmal 3 Uhr früh, aber an dieser spannenden Stelle konnte ich unmöglich abbrechen... Die Nacht durchzumachen, um das Buch in einem Rutsch fertig zu lesen, erschien mir in dem Moment als die einzig logische Konsequenz - und nein, ich bereue gar nichts, denn das Buch hat mir von der ersten bis zur letzten Seite sehr viel Spaß gemacht. (Die Augenringe werden in ein paar Tagen verschwunden sein. Hoffe ich.)

Ich lese sehr selten Liebesgeschichten und noch seltener Erotik. Ehrlich gesagt langweilt es mich, wenn die Handlung nur der Aufhänger ist für Kitsch oder Sex! Umso erfreuter bin ich, wenn ich ein Buch finde, das alles vereint: eine originelle Geschichte, lebendige Charaktere, einen schönen Schreibstil, eine Prise Humor und Romantik, die wirklich ans Herz geht. Für mich bot "Hexbreaker" genau diese seltene, wunderbare Mischung.

Das Buch spielt Ende des 19. Jahrhunderts in einer magischen Version unserer Welt. Kurz gesagt: es gibt normale Menschen, es gibt Hexen und Hexer, und es gibt Vertraute. Letztere sind Gestaltwandler, die eine bestimmte Tiergestalt annehmen können und vom Wesen her viel mit diesem Tier gemeinsam haben. Gehen ein Vertrauter und ein Hexer einen magischen Bund fürs Leben ein, dann verstärken sich die Fähigkeiten des Hexers ungemein, was nicht nur Prestige und Macht bedeutet, sondern auch berufliche Möglichkeiten und somit Geld. Eigentlich hat jeder Vertraute einen seelenverwandten Magier, der für ihn bestimmt ist, aber es kommt allzu oft vor, dass ein Vertrauter eingefangen und gewaltsam gezwungen wird, den Bund mit einem anderen Magier einzugehen... Denn die Vertrauten werden von manchen Magiern behandelt wie Eigentum oder Haustiere.

Die Welt erschien mir gut durchdacht, mit historischem Flair und einem wirklich ungewöhnlichem Magiesystem!

Ja, es ist Fantasy, es ist eine Liebesgeschichte, aber es ist auch ein spannender Krimi mit unerwarteten Wendungen. Denn Copper Tom Halloran und Vertrauter Cicero müssen einen Kriminalfall klären, und zwar schnell. Menschen, die an sich harmlose Zauber konsumiert haben, drehen vollkommen unvermittelt durch und fallen den Nächstbesten mit Zähnen und Klauen an - buchstäblich, und das erinnert Tom an etwas in seiner eigenen Vergangenheit. Hier spielt einiges eine Rolle: Anarchisten, ein Schwarzhandel mit Vertrauten, magische Verbrechen, die Rechte von Minderheiten...

Die Hauptcharaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen, denn beide sind auf ihre eigene Art liebenswert: der ruhige, ernsthafte Tom und der charmante, extravagante Cicero. Natürlich begegnen sie einander anfangs mit gegenseitigem Misstrauen, natürlich kann sich die Liebesgeschichte nicht ohne Probleme und Rückschläge entwickeln, natürlich bedienen die beiden schon so ein bisschen die Klischées, aber darüber hinaus ist die Geschichte kein bisschen abgedroschen, sondern sehr einfallsreich. Alle Charaktere sind vielschichtig, lebensecht und glaubhaft, und ich freue mich schon darauf, einige davon in den nächsten Bänden näher kennenzulernen.

Der Schreibstil hat mich voll und ganz überzeugt, mit einer sehr dichten Atmosphäre, großartigen Bildern und einfach einer gewissen Qualität. Auch die Sexszenen fand ich zwar durchaus explizit, dabei aber keineswegs peinlich oder stillos, sondern sehr ansprechend!

Die Liebesgeschichte fand ich wunderschön und rührend. Ja, manchmal ist sie vielleicht ein kleines bisschen kitschig, aber es hält sich wirklich noch im Rahmen und wird auch immer wieder durch ein wenig Humor aufgelockert.

Das (ungekürzte) Hörbuch fand ich sehr gut gelungen, und vor allem Tristan James als Sprecher ist gut gewählt, denn er spricht die verschiedenen Charaktere so, dass man sie gut unterscheiden kann. Auch die erotischen Szenen spricht er angenehm, ohne dass es klingt wie aus einem schlechten Porno!

Fazit:
Gay Romance (homoerotische Liebesgeschichte), historische Fantasy und Krimi - "Hexbreaker" ist eine gelungene Mischung, und das sage ich als Leserin, die normalerweise weder Liebesgeschichten noch Erotik besonders gerne liest. Die Erotikszenen sind explizit, aber die Geschichte, die Ende des 19. Jahrhunderts in einer magischen Version unserer Welt spielt, ist eben nicht "nur" erotisch, sondern darüber hinaus originell, komplex und spannend.

...und ja, sehr romantisch und ein bisschen kitschig, aber trotzdem sehr ungewöhnlich und interessant. Ich als Liebesgeschichten-Muffel fand die Liebesgeschichte richtig süß!

Quelle: http://mikkaliest.blogspot.de/2017/02/hexbreaker-hexworld-1-von-jordan-l-hawk.html