Dunkler Zwilling (German Edition)
Pro:
Dieser Jugendthriller wartet mit einer spannenden Grundidee und vielen originellen Einfällen auf. In die Haupthandlung sind ein paar Nebenhandlungen verwoben, die falsche Fährten legen, von der richtigen Auflösung ablenken oder einfach ein runderes Bild davon vermitteln, wer die Charaktere wirklich sind, wie sie ticken, was sie wollen, was sie fürchten.
Auch, wenn ich mich mit dem ersten Drittel des Buches schwer tat und die Handlung manchmal etwas vorhersehbar fand (s. "Kontra"), fand ich die letzten beiden Drittel doch unterhaltsam und gut zu lesen, und die ein oder andere Sache konnte mich trotz allem überraschen. Die endgültige Auflösung am Schluss hatte ich mir zum Teil so gedacht, aber ein paar Einzelheiten waren mir entgangen!
Max war mir erst nicht so sympathisch, da wir ihn in einer Phase seines Lebens kennenlernen, in der er unglaublich wütend und enttäuscht ist und das auch mal an den Falschen auslässt. Aber man kann ihn auch verstehen, den er ist gerade in einem Alter, wo man ohnehin daran zu knabbern hat, wer man ist und wer man sein will, und dann erzählen ihm seine Eltern auf einmal etwas, das sein ganzes Selbstbild über den Haufen wirft. Im Laufe des Buches mochte ich ihn immer lieber und habe mehr und mehr mit ihm mitgefiebert.
Chiara, seine Freundin, war mir dagegen von Anfang an sympathisch. Sie ist loyal, mutig, einfühlsam... Mir haben besonders die Passagen gut gefallen, die aus ihrer Sicht geschrieben waren.
Im ersten Drittel des Buches hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Schreibstil (s. "Kontra"), danach legte sich das aber immer mehr. Im Großen und Ganzen fand ich den Schreibstil gut und flüssig zu lesen.
Kontra:
Das Cover passt kein Stück zum Inhalt des Buches, und ehrlich gesagt fand ich es auch nicht sonderlich ansprechend. Auch der Klappentext ist irreführend - ganz abgesehen davon, dass das Mädchen Annalena heißt und nicht Anna, steht in dem Buch keine Liebesgeschichte zwischen Max und ihr im Mittelpunkt. Aber das ist nur ein kleines Kontra, denn schließlich kommt es auf den Inhalt an.
Ein großer Teil der Handlung ist bereits passiert, als der Leser sozusagen dazustößt - ein sehr interessanter Teil der Handlung! Max schreibt erst Wochen später in sein Tagebuch, wie er an die Schule kam, wie er herausfand, dass er dem toten Maurice zum Verwechseln ähnlich sieht, wie Maurices Freundin Annalena und seine Stiefschwester Chiara darauf reagieren... Da ist so viel Spannungspotential drin, aber der Kniff mit dem Tagebuch funktioniert für mich überhaupt nicht, sondern nimmt im Gegenteil für mich Unmengen an Spannung und Tempo raus. Der Leser ist nicht unmittelbar dabei, sondern bekommt Alles mit zeitlicher und emotionaler Distanz geschildert. Ich hatte den Eindruck, dieser Teil der Handlung sollte nur schnell, schnell abgearbeitet werden, damit die Geschichte dann zu einem Zeitpunkt einsetzen kann, zu dem Max bereits merkt, dass er möglicherweise in Gefahr schwebt.
Etwa ab dem Zeitpunkt, als Max' Tagebuch die Gegenwart einholt, funktioniert die Geschichte für mich viel besser, denn jetzt sind wir als Leser mitten drin im Geschehen. Ab da greift die Autorin wesentlich weniger auf das Tagebuch zurück, sondern beschreibt viel mehr direkt, ohne diesen "Umweg", was passiert.
Manches fand ich aber leider recht vorhersehbar, und die Auflösung ging mir gelegentlich zu sprunghaft. Oft hatten es die Charaktere für meinen Geschmack zu einfach, Hinweise zu finden, zu entschlüsseln und richtig zu verstehen. Es ist öfter vorgekommen, dass jemand auf einen Hinweis stößt und sich plötzlich an etwas wirklich Wichtiges, Aufschlussreiches in der Vergangenheit erinnert. Manchmal kam mir das zu sehr aus heiterem Himmel.
Das ist eher "Thriller light", aber vielleicht ist das auch Absicht, denn das Buch richtet sich ja an Jugendliche, die möglicherweise keine erfahrenen Thriller-Leser sind.
Die Art und Weise, wie die Jugendlichen in diesem Buch reden und schreiben, fand ich leider oft nicht sehr gelungen, obwohl die Autorin Lehrerin ist. Besonders in den ersten ~100 Seiten des Romans ist mir das immer wieder unangenehm aufgefallen. Manches ist einfach zu förmlich, und dann werden wieder Begriffe aus der Jugendsprache eingestreut, die auf mich eher aufgesetzt wirkten.
Zum Beispiel schreibt der 15-jährige Max in sein Tagebuch: "Allerdings hätte ich dann täglich mit der S-Bahn hinfahren müssen, was gleich abschlägig beschieden wurde." Welcher Jugendliche schreibt so gestelzt in sein Tagebuch?
Und später: "'Du hast sie ja nicht alle, du Kugelmonster', jokte ich." Kugelmonster? Mal ehrlich, die 15-jähigen an der Schule meines Mannes hätten da eher "fette Kuh" gesagt.
In den letzten beiden Dritteln des Buches wurde das für mein Empfinden allerdings viel besser, und danach ließ sich das Buch für mich flüssig lesen, ohne, dass ich ständig stutzen musste.
Manche der Charaktere blieben für mich ein wenig blass; da hätte ich zum Teil gerne mehr erfahren.
Zusammenfassung:
Das erste Drittel zog sich für mich etwas zäh, danach fand ich das Buch unterhaltsam, wenn auch nicht nervenzerfetzend spannend. Ein richtiger Thriller war es für mich nicht - wie oben schon gesagt, eher ein Thriller light.
Dieser Jugendthriller wartet mit einer spannenden Grundidee und vielen originellen Einfällen auf. In die Haupthandlung sind ein paar Nebenhandlungen verwoben, die falsche Fährten legen, von der richtigen Auflösung ablenken oder einfach ein runderes Bild davon vermitteln, wer die Charaktere wirklich sind, wie sie ticken, was sie wollen, was sie fürchten.
Auch, wenn ich mich mit dem ersten Drittel des Buches schwer tat und die Handlung manchmal etwas vorhersehbar fand (s. "Kontra"), fand ich die letzten beiden Drittel doch unterhaltsam und gut zu lesen, und die ein oder andere Sache konnte mich trotz allem überraschen. Die endgültige Auflösung am Schluss hatte ich mir zum Teil so gedacht, aber ein paar Einzelheiten waren mir entgangen!
Max war mir erst nicht so sympathisch, da wir ihn in einer Phase seines Lebens kennenlernen, in der er unglaublich wütend und enttäuscht ist und das auch mal an den Falschen auslässt. Aber man kann ihn auch verstehen, den er ist gerade in einem Alter, wo man ohnehin daran zu knabbern hat, wer man ist und wer man sein will, und dann erzählen ihm seine Eltern auf einmal etwas, das sein ganzes Selbstbild über den Haufen wirft. Im Laufe des Buches mochte ich ihn immer lieber und habe mehr und mehr mit ihm mitgefiebert.
Chiara, seine Freundin, war mir dagegen von Anfang an sympathisch. Sie ist loyal, mutig, einfühlsam... Mir haben besonders die Passagen gut gefallen, die aus ihrer Sicht geschrieben waren.
Im ersten Drittel des Buches hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Schreibstil (s. "Kontra"), danach legte sich das aber immer mehr. Im Großen und Ganzen fand ich den Schreibstil gut und flüssig zu lesen.
Kontra:
Das Cover passt kein Stück zum Inhalt des Buches, und ehrlich gesagt fand ich es auch nicht sonderlich ansprechend. Auch der Klappentext ist irreführend - ganz abgesehen davon, dass das Mädchen Annalena heißt und nicht Anna, steht in dem Buch keine Liebesgeschichte zwischen Max und ihr im Mittelpunkt. Aber das ist nur ein kleines Kontra, denn schließlich kommt es auf den Inhalt an.
Ein großer Teil der Handlung ist bereits passiert, als der Leser sozusagen dazustößt - ein sehr interessanter Teil der Handlung! Max schreibt erst Wochen später in sein Tagebuch, wie er an die Schule kam, wie er herausfand, dass er dem toten Maurice zum Verwechseln ähnlich sieht, wie Maurices Freundin Annalena und seine Stiefschwester Chiara darauf reagieren... Da ist so viel Spannungspotential drin, aber der Kniff mit dem Tagebuch funktioniert für mich überhaupt nicht, sondern nimmt im Gegenteil für mich Unmengen an Spannung und Tempo raus. Der Leser ist nicht unmittelbar dabei, sondern bekommt Alles mit zeitlicher und emotionaler Distanz geschildert. Ich hatte den Eindruck, dieser Teil der Handlung sollte nur schnell, schnell abgearbeitet werden, damit die Geschichte dann zu einem Zeitpunkt einsetzen kann, zu dem Max bereits merkt, dass er möglicherweise in Gefahr schwebt.
Etwa ab dem Zeitpunkt, als Max' Tagebuch die Gegenwart einholt, funktioniert die Geschichte für mich viel besser, denn jetzt sind wir als Leser mitten drin im Geschehen. Ab da greift die Autorin wesentlich weniger auf das Tagebuch zurück, sondern beschreibt viel mehr direkt, ohne diesen "Umweg", was passiert.
Manches fand ich aber leider recht vorhersehbar, und die Auflösung ging mir gelegentlich zu sprunghaft. Oft hatten es die Charaktere für meinen Geschmack zu einfach, Hinweise zu finden, zu entschlüsseln und richtig zu verstehen. Es ist öfter vorgekommen, dass jemand auf einen Hinweis stößt und sich plötzlich an etwas wirklich Wichtiges, Aufschlussreiches in der Vergangenheit erinnert. Manchmal kam mir das zu sehr aus heiterem Himmel.
Das ist eher "Thriller light", aber vielleicht ist das auch Absicht, denn das Buch richtet sich ja an Jugendliche, die möglicherweise keine erfahrenen Thriller-Leser sind.
Die Art und Weise, wie die Jugendlichen in diesem Buch reden und schreiben, fand ich leider oft nicht sehr gelungen, obwohl die Autorin Lehrerin ist. Besonders in den ersten ~100 Seiten des Romans ist mir das immer wieder unangenehm aufgefallen. Manches ist einfach zu förmlich, und dann werden wieder Begriffe aus der Jugendsprache eingestreut, die auf mich eher aufgesetzt wirkten.
Zum Beispiel schreibt der 15-jährige Max in sein Tagebuch: "Allerdings hätte ich dann täglich mit der S-Bahn hinfahren müssen, was gleich abschlägig beschieden wurde." Welcher Jugendliche schreibt so gestelzt in sein Tagebuch?
Und später: "'Du hast sie ja nicht alle, du Kugelmonster', jokte ich." Kugelmonster? Mal ehrlich, die 15-jähigen an der Schule meines Mannes hätten da eher "fette Kuh" gesagt.
In den letzten beiden Dritteln des Buches wurde das für mein Empfinden allerdings viel besser, und danach ließ sich das Buch für mich flüssig lesen, ohne, dass ich ständig stutzen musste.
Manche der Charaktere blieben für mich ein wenig blass; da hätte ich zum Teil gerne mehr erfahren.
Zusammenfassung:
Das erste Drittel zog sich für mich etwas zäh, danach fand ich das Buch unterhaltsam, wenn auch nicht nervenzerfetzend spannend. Ein richtiger Thriller war es für mich nicht - wie oben schon gesagt, eher ein Thriller light.