Lost on Nairne Island (Klappenbroschur)

Lost on Nairne Island (Klappenbroschur) - Eileen Cook Pro:
Der Schreibstil gibt unterhaltsam und glaubwürdig die Gedanken eines jungen Mädchens wieder, ohne dabei krampfhaft bemüht oder aufgesetzt zu wirken - Respekt auch an die Übersetzerin, die es geschafft hat, Isobels locker-flockige Stimme unverfälscht ins Deutsche zu übertragen! Aber auch (oder gerade) die gruseligen Szenen sind wunderbar geschrieben, da hätte ich gerne noch mehr von gehabt.

Mir war Isobel direkt sympathisch, und ihr Humor hat mich oft zum Grinsen gebracht. Sie ist ein starkes und einfallsreiches Mädchen, das weiß, was es will. Manchmal ist sie etwas zickig, aber sie hat es auch nicht gerade einfach:

Ihren Stiefvater Dick kann sie nicht ausstehen (der ist aber auch wirklich ein Ekelpaket!)

Ihr gutaussehender Stiefbruder Nathaniel verhält sich unfreundlich und abweisend.

Sie muss ausgerechnet in ihrem letzten Schuljahr auf eine einsame Insel ziehen und die Schule wechseln.

Ihre bisherige beste Freundin Anita lässt sie ziemlich im Stich.

Die erste neue Freundin, die sie in der Schule kennenlernt, Nicole, ist ausgerechnet eine oberflächliche Cheerleaderin, die ganz andere Gründe dafür zu haben scheint, sich mit Isobel abzugeben...

Es wird aber ziemlich schnell klar, dass es nicht nur um Isobels Teenager-Sorgen geht, sondern auch um die Gerüchte, die sich um Dirks Anwesen "Morrigan" ranken: angebliche Geistererscheinungen, verschwundene Mädchen, und der Unfall, bei dem Dirks erste Frau und Tochter ums Leben kamen, soll auch nicht wirklich ein Unfall gewesen sein... Da kommt rasch Spannung auf. Mir gefiel auch gut, dass durch die Schizophrenie, unter der Isobels Vater leidet, das Thema psychische Erkrankungen angesprochen wird, und das Stigma, das solche Erkrankungen immer noch umgibt. Isobels Angst davor, selber schizophren zu werden, hat ihr deutlich mehr Tiefe verliehen.

Die Charaktere werden nur zum Teil lebendig und detailliert beschrieben. Bei Isobel und Nathaniel hatte ich z.B. schnell das Gefühl, die beiden zu kennen - bei anderen Charakteren stellte sich dieses Gefühl nicht so recht ein. (S. "Kontra")

Kontra:
Im nachhinein fand ich die Geschichte und ihre Auflösung ein bisschen zu gradlinig und auch etwas vorhersehbar. Ich war am Schluss kein bisschen überrascht, sondern eher enttäuscht, da ich fest mit einer dramatischen Wendung gerechnet hatte, die leider nie kam. So was richtig Neues bringt der Roman nicht.

Einige Dinge werden angesprochen und spielen später keine wirkliche Rolle mehr- das fand ich sehr schade. Ich hätte mir z.B. gewünscht, dass Isobels Vater tatsächlich zur Aufklärung der Geschehnisse beiträgt, oder dass man mehr darüber erfährt, warum Isobels Freundin Anita sie zwischendurch so im Stich lässt... Oder warum Isobel einmal so eine merkwürdige "Vision" von Nicole hat.

Manche Charaktere blieben für mich eher blass, da hätte ich gerne mehr über Hintergründe, Charaktereigenschaften, Wünsche, Marotten etc erfahren. Zum Beispiel habe ich, als ich das Buch zuklappte, nicht das Gefühlt gehabt, Isobels Mutter wirklich zu kennen.

Die Liebesgeschichte zwischen Isobel und Nathaniel ging mir etwas schnell, und richtig berührt hat sie mich dadurch leider auch nicht. Ich fand die Dialoge der beiden zwar durchaus ansprechend, aber irgendwie habe ich die über ein freundschaftliches Verhältnis hinausgehende Chemie nicht gespürt.

Zusammenfassung:
Das Buch hat mich größtenteils wunderbar unterhalten, nur das Ende hat mich eher enttäuscht.